
Grußwort für die Wanderausstellung
„Holz macht Sachen!“

Exponat 060 – Naturland e.V., München
Naturland zertifizierter Kaffee aus Agroforstsystem in Kirschholzschale
Kaffee aus dem Wald... Nachhaltiger Anbau in Agroforstsystemen
Der Wald bietet eine willkommene Abkühlung, nicht nur für uns Menschen. Auch einige Pflanzen mögen es lieber schattig. Zum Beispiel der Kaffee – deswegen bauen Kaffeebäuerinnen und Bauern des Öko-Verbands Naturland in Ländern wie Uganda, Brasilien oder Indien den Kaffee in sogenannten Agroforstsystem an. Dabei wird der Kaffee unter verschiedenen Schattenbäumen wie zum Beispiel Bananenstauden, Mango- oder Avocadobäumen sowie Edelholzbäumen (Akazie, Mahagoni, Zedern) gepflanzt. Unter ihrem Blätterdach kann die Kaffeepflanze optimal gedeihen.
Das ist aber nicht der einzige Grund: die bunte Vielfalt an Pflanzen macht das Ökosystem widerstandsfähig gegen extreme Temperaturschwankungen und schützt den Boden vor Austrocknung, was besonders in Zeiten des Klimawandels wichtig ist.
Zusätzlich liefern die verschiedenen Bäume Obst, Holz und andere Produkte zur Eigenversorgung der Kleinbäuerinnen und Bauern oder für die Vermarktung auf lokalen Märkten. Das Agroforstsystem ist daher eine Anbaumethode, die gut für die Umwelt und den Menschen ist und einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherung von Kaffeebäuerinnen und Bauern liefert.
Tropisches Agroforstsystem in Uganda
Kaffeebäuerin Annet Kule in Uganda, Kleinbauernorganisation Bukonzo Joint bei der Kaffeeernte
Bildnachweis: Naturland e.V.
Der Wald ist ein schützenswertes Ökosystem. Das schließt eine Nutzung aber nicht unbedingt aus. Es kommt auf das „Wie“ an. Naturnahe Bewirtschaftung schützt natürlichen Lebensräume und erhält die Artenvielfalt. Das gilt für unseren heimischen Wald in Mitteleuropa wie auch für tropische Agroforstsysteme. Für beide engagiert sich Naturland.
1. Naturnah bewirtschaften: Die Naturland Richtlinien für ökologische Waldnutzung
Ein Drittel der Fläche Deutschlands ist bewaldet. Naturnah ist unser Wald nur selten. Statt in Deutschland heimischer Laubwälder dominieren heute vielerorts Nadel- oder Nadelmischwälder, die ihre natürliche Heimat in anderen Regionen haben. Doch das Holz von Nadelbäumen ist ein begehrtes Gut – sei es für die Möbel-, Papierindustrie. Dieses Interesse geht leider zu oft vor Naturschutz, Stabilität, Qualität und Ästhetik. Um dem entgegenzusteuern hat Naturland gemeinsam mit den Umweltverbänden BUND, Greenpeace und Robin Wood Richtlinien für eine nachhaltige und naturverträgliche Waldbewirtschaftung entwickelt. Seit 1995 zertifiziert Naturland kommunale und private Waldbetriebe nach folgenden Grundsätzen:
Wiederherstellung bzw. Erhalt naturnaher Wälder, beispielsweise durch natürliche Waldverjüngung, ggf. gezielte Pflanzung heimischer, den lokalen Umweltfaktoren angepassten Baumarten und durch Verbot der Ausbringung gentechnisch veränderter Pflanzen
Erhalt der Ökosystemqualität durch Verzicht auf Kahlschläge und auf den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln
Schutz des Waldbodens durch Verzicht auf Bodenentwässerung, Bodenbearbeitung und flächiges Befahren
Schonende Walderschließung und Holzernte
Erhalt der natürlichen Artenvielfalt und Walddynamik, Schutz von Sonderbiotopen und Anreicherung von Biotopholz (natürlich alternde und abgestorbene Bäume)
Ausweisung von unbewirtschafteten Referenzflächen im öffentlichen Waldbesitz zur Gewinnung lokaler Informationen über die natürliche Waldentwicklung
Umfassende und nachvollziehbare Dokumentation von Bewirtschaftung und Warenstrom
Naturland zertifizierter Wald in Deutschland
1. Multitasking ganz natürlich: Die Naturland Agroforstsysteme
Die Vorteile von Agroforstsystemen für Mensch und Umwelt wussten schon die Menschen im Mittelalter zu nutzen. Ein uns aus dieser Zeit sehr bekannter Nachfahre ist die Streuobstwiese. Sie ist eine von vielen Kombinationsmöglichkeiten von Landwirtschaft und Wald, die auf der ganzen Welt ihre Anwendung finden. Denn Agroforstsysteme sind geniale Vielkönner. Und für tropische Dauerkulturen wie Kaffee oder Kakao sind sie das naturnaheste Anbausystem. Die Kaffeepflanze zum Beispiel gedeiht in Regionen entlang des Äquators, die ein warmes Klima, aber auch ausreichend Feuchtigkeit bieten. Denn die Kaffeepflanze braucht viel Wasser. Dieses nimmt sie zu großen Teil über die Blätter auf. In Nachbarschaft mit sogenannten Schattenbäumen ist die Pflanze daher in bester Gesellschaft. Stauden oder Bäume wie Banane, Mango oder Akazie bilden in mehreren Stockwerken ein Blätterdach, dass für ein optimales Klima sorgt. Doch nicht nur das: die herabfallenden Blätter sorgen für einen dauerhaft fruchtbaren Boden, die Wurzeln erhöhen die Wasserspeicherkapazität des Bodens und schützen ihn gleichzeitig vor Erosion und Austrocknung. Gerade jetzt wo der Klimawandel zu extremen Wetterumschwüngen wie Starkregen, aber auch Dürre führt ist ein stabiles Ökosystem wichtig, um die Erträge der Kaffeebäuerinnen und Bauern zu sichern. Naturland schreibt daher in seinen Richtlinien standortgerechten Kaffeeanbau in Agroforstsystemen mit Schattenbäumen vor. Dieses nachhaltige Anbausystem geht mit vielen wirtschaftlichen und ökologischen Vorteilen einher. Die Kaffeebäuerinnen und Bauern können außer dem Kaffee auch noch andere Früchte ernten und durch den Verkauf von Holz eröffnen sich weitere Einkaufsquellen, die ihre Lebensgrundlage absichern.
Bildnachweis: Naturland e.V.
Traditionell wurden Kaffeepflanzen im Schatten größerer Bäume angepflanzt, wodurch natürliche Lebensräume und die Artenvielfalt erhalten bleiben. Durch den enormen Anstieg des Kaffeekonsums wird immer mehr Kaffee auf großen Plantagen in Monokulturen ohne Schattenbäume angebaut. Das führt zu erheblichen Problemen für Mensch und Umwelt. Denn die mangelnde Vielfalt zerstört ökologische Nischen für Tiere und Insekten und funktioniert nur unter vermehrten Einsatz von chemischen Unkrautbekämpfungsmittel, Fungiziden und Insektiziden. Dazu kommt, dass für Monokulturen oft auch schützenswerte Tropenwälder abgeholzt werden.
Naturnahe Agroforstsysteme mit Kaffee leisten dagegen einen Beitrag zur Erhaltung des tropischen Waldgürtels. Sie schützen den Boden vor Erosion, tragen zum Schutz von Wassereinzugsgebieten bei und dienen als Puffer gegen Klimaextreme. Viele Studien belegen eine wesentlich höhere Zahl von Tier- und Pflanzenarten in Kaffee-Agroforstsystemen als in Monokulturen. Um diese Vielfalt zu schützen und zu fördern schreibt Naturland in seinen Richtlinien standortgerechten Kaffeeanbau in Agroforstsystemen mit Schattenbäumen vor. Die Kombination mit nutzbaren Obstbäumen, wie Avocado, Banane oder Orange unterstützt zusätzlich die Selbstversorgung der Kaffeebäuerinnen und Bauern.
Naturland – Verband für ökologischen Landbau e.V.
Naturland ist einer der bedeutendsten Verbände für ökologischen Landbau. 65.000 Naturland Bäuerinnen und Bauern, Förster, Imker und Fischwirte in 58 Ländern der Erde zeigen, dass ein ökologisches, soziales und faires Wirtschaften weltweit im Miteinander ein Erfolgsprojekt ist. Naturland steht wie kein anderer Öko-Verband für den harmonischen Zweiklang von Regionalität und Internationalität in einer globalisierten Welt.
Soziale Anforderungen sind fester Bestandteil der Naturland Richtlinien. Die Zusatzzertifizierung Naturland Fair ergänzt dies um den Aspekt des Fairen Handel. Auch in anderen Bereichen geht Naturland weit über die EU-Öko-Verordnung hinaus. So hat der Verband mit der Entwicklung von Richtlinien zur ökologischen Waldnutzung, zur ökologischen Aquakultur und zum nachhaltigen Fischfang Pionierarbeit geleistet.
www.naturland.de