
Grußwort für die Wanderausstellung
„Holz macht Sachen!“

Exponate 004–005 – Europäisches Flakonglasmuseum Kleintettau
Roseole und Belegmarke aus Waldglas
18. Jahrhundert
Rosolie für Duft-, bzw. Erfrischungswasser, wie Eau de Cologne
Waldglas, 17./18. Jahrhundert
Im Jahre 1708 hat der italienische Parfümeur Giovanni Maria Farina das Kölnisch Wasser erfunden und nach seiner neuen Heimatstadt benannt. Von Beginn an wurde das vor allem auch in Adelskreisen sehr beliebte, zitrusfrische Wunderwasser in dem zylindrisch langgezogenen grünstichigen Glasflakon vertrieben. Die grüne Farbe des Waldglases ist auf die Verunreinigung der Rohstoffe mit Eisenoxid zurückzuführen. Obwohl sich Glas unendlich oft wieder einschmelzen lässt, handelt es sich bei Farinas Roseole für Eau de Cologne um den ersten Einwegflakon.
Belegmarke für einen Grenzstein der Markgrafschaft Bayreuth und des Herzogtums Sachsen-Meinigen
Waldglas, datiert 1763
Im 18. Jahrhundert war das heutige Deutschland in viele kleine Fürstentümer unterteilt und es wurden an den Grenzen Zölle erhoben. Der Grenzstein mit einer gläsernen Belegmarke hat die Grenze der Markgrafschaft Bayreuth zum Herzogtum Sachsen-Meiningen gekennzeichnet. Glas war eine begehrte Handelsware und wurde entlang der Handelswege in viele Länder exportiert. Russland war beispielsweise ein wichtiger Absatzmarkt. Da das Glas in den Mittelgebirgen in großen Mengen verarbeitet wurde, fertigten die Glasmacher nicht nur Gebrauchsgläser, wie Trinkgläser oder Flaschen, sondern auch Belegmarken für Grenzsteine.
War die mittelalterliche Waldglasherstellung nachhaltig?
Die Mittelalterlichen Waldglashütten haben sich dort niedergelassen, wo die benötigten Rohstoffe zur Glasherstellung wie Quarzsand, Holz, Pottasche und Kalk in großen Mengen verfügbar waren. Zunächst handelte es sich um Wanderhütten, da die Glashütten weitergezogen, sobald die Rohstoffe – vor allem das Holz zum Erhitzen der Glasschmelze und zur Herstellung von Pottasche als Flussmittel – aufgebraucht waren. Der Raubbau an den Wäldern wurde erst seit dem 18. und 19. Jahrhundert durch Abholzverbote und Wiederaufforstung nach und nach eingedämmt. Das Bewusstsein nachhaltig mit den vorhandenen Holz-Ressourcen umzugehen, wurde bereits 1713 durch Hans Carl von Carlowitz in seinem Werk Silvicultura oeconomica formuliert. Mit der Wiederaufforstung der Wälder konnten die Glashütten an ihren Standorten verbleiben.
Im Jahre 2008 hat das Europäische Flakonglasmuseum seine Pforten geöffnet. Die Idee, ein Glasmuseum am Standort in Kleintettau zu errichten, an dem seit über 350 Jahren und auch heute noch Glas hergestellt wird, gab es bereits in den 1980er Jahren. Später erst ist die Idee weiter entwickelt worden zu einem Spezialmuseum für edle Parfümflakons. Ein Alleinstellungsmerkmal des Museums ist der Blick in die aktuelle Flakon-Produktion von Heinz-Glas. Hier können die Besucher den Lärm, die unglaubliche Hitze sowie die atemberaubende Geschwindigkeit der vollautomatischen Glasproduktion sinnlich erfahren. Einmal im Monat finden Glasmachervorführungen am Halbautomaten statt. Die Glashöhle nicht nur für Kinder lässt auch die Herzen der jüngeren Besucher höher schlagen.
Europäisches Flakonglasmuseum,
96355 Kleintettau, Glashüttenplatz 1-7, www.flakonglasmuseum.eu
